Auszeit. Vom Faulenzen und Nichtstun

Sprengel Museum Hannover
Book and Typo, Corporate Design

Gestaltung eines kleinen Erscheinungsbildes für die Ausstellung ›Auszeit. Vom Faulenzen und Nichtstun‹ des Sprengel Museum Hannover. 
Leitmotiv für die Ausstellungsmedien ist der Holzschnitt ›Schlafende Hirtin‹ (1912) von Franz Marc — eines von mehr als 100 Ausstellungsmotiven — der die Flächen von Flyer und Plakat füllt. Die markanten und satten Abdruckflächen, die im starken Kontrast zum Hintergrund der unbedruckten Bereiche stehen, erzeugen eine plakative Wirkung, die in ihrer grafischen Anmutung zum Muster wird und als Key-Visual diente.

Auszeit. Vom Faulenzen und Nichtstun Ausstellung

Das gleichzeitig sehr sanfte Motiv der ruhenden Hirtin und ihr schlafendes Schaf stehen im Mittelpunkt und strahlen Zufriedenheit und zugleich Kraft aus. Somit ließ sich das Motiv optimal stellvertretend für die Ausstellungsthematik nutzen. Die schwarz-weiße Grafik wird ergänzt durch blau-gerahmte Kästen, welche den Raum für textlichen Inhalte geben. Der kräftige Blauton und die Schrift Quiroga Serif Pro unterstreichen wie ein Statement die Berechtigung von Freizeit, Faulenzen und Nichtstun. In der Literatur und auch Grafik steht das Blau für Ferne, Sehnsucht und Klarheit — einem Farbton, der eine emotional ausgleichende, beruhigende und mäßigende Wirkung zugeschrieben wird. In der ›endlosen‹ Ausdehnung des blauen Himmels — der sich im Wasser widerspiegelt und eng in Verbindung mit Urlaub steht — findet sich auch Beständigkeit und daraus folgend Harmonie, Sympathie und Zufriedenheit.

Das scheinbar schlichte Cover des Ausstellungskatalogs, der als siebter Band Teil einer Sammlung von Beiträgen des Sprengel Museum Hannover nur rein typografisch gestaltet werden durfte, entfaltet großzügig auf den Umschlaginnenseiten das Detail der schlafenden Hirtin. Umschlossen wird dieses von einem Zitat von Heinrich Zille, welches die Bildwiederholung in den Innenklappen am Anfang und Ende des Katalogs spielerisch umschreibt. »Wie herrlich ist es, nichts zu tun — und dann vom Nichtstun auszuruhen.« Geplagt von der heutzutage beinah alltäglichen Angst etwas zu verpassen oder zu spät zu kommen, greift hier der Katalog diese Thematik auf und schafft Raum sich Zeit für Ausstellung, Katalog und somit Kunst zu nehmen. Die Ausstellung selber zeigt die Kunst des Müßiggangs in mehr als 100 Werken. Klassiker bekannter Größen, wie Pablo Picasso, Ernst Barlach, Max Beckmann und Ernst Ludwig Kirchner, werden komplettiert von Leihgaben zeitgenössischer Künstler und ›Zufallsfunden‹ nicht aufgelisteter Werke aus dem Depot des Museums wie Käthe Kollwitz ›Zertretene‹.

Auszeit. Vom Faulenzen und Nichtstun Katalog Cover

Die Ausstellung verbindet den Müßiggang anderer mit dem eigenen Müßiggang, des Künstlers sowie der Besucher. Der Müßiggang spielt in der Kunst schon immer eine bedeutende Rolle, ist sogar Quelle von Produktivität wie die Kuratorin Dörthe Wilke betont. »Es ist bewiesen, dass es erst, wenn sich der Körper ausruht, zu einem Geistesblitz kommt. Also dass etwas wieder hervorgerufen wird, an dem man irgendwie in Gedanken festhing.« Die Hängung erfolgt keinem chronologischen, sondern viel eher einem thematischen Faden. Frei nach den vier Freizeitverwendungen des Soziologen Rolf Meyersohn (der diese bereits 1972 modellhaft zusammenfasste) von 1. Ruhe und Wiederherstellung von Kräften (Schlafen, Liegen, Genesen), über 2. Unterhaltung, Zerstreuung und Vergnügen (geselliges Beisammensein, Urlaub machen) und 3. Selbstverwirklichung (beispielsweise durch das künstlerische Tun) bis hin zu 4. Erbauung (Schlendern, Spazieren) führt die Ausstellung durch die verschiedenen Perspektiven von Auszeit. Die Ausstellung war vom 29. April bis 30. August 2015 im Sprengel Museum Hannover zu sehen.

Medien: Flyer, Werbebanner, Plakat, Wandplott, Ausstellungskatalog