Festival der Utopie 2013

Allianz für die Region & Haus der Wissenschaft Braunschweig
Corporate Design, Corporate Identity, Illustration

Fes|ti|val der Uto|pie, das
Wortart: Eigenname, Neutrum

Zwei Tage kreativer Ausnahmezustand. Fernab des Alltags treffen sich rund 100 Utopisten und Visionärinnen an einem Nicht-Mehr-Noch-Nicht-Ort, um neue Ideen für die Zukunft der Region zu entwickeln, gemeinsam zu spinnen und Visionen zu gestalten.
Das Festival fand erstmalig im September 2013 zum Thema ›Mobilität‹ auf der leerstehenden Hertiebrache in Peine statt. Umliegende vakante Mehrfamilienhäuser wurden zu Unterkünften umfunktioniert und die ehemaligen Ladengeschäfte zu WorkShops.
2015 fand das Festival der Utopie unter dem Motto ›Arbeit‹ in Ilsede statt.

Mar|ke|ting|kon|zept, das
Wortart: Substantiv, Neutrum

Das Ziel des Veranstaltungsmarketing war es, das Festival in der Region bekannt zu machen und Neugierde für das Festival zu wecken. Junge Menschen wurden als Teilnehmer_innen für die Veranstaltung gewonnen und Strippenzieher_innen über das Festival informiert und als Gäste für den Präsentationsabend geladen.
Bei der Veranstaltung stehen die (noch unentdeckten) Visionen der jungen Utopisten_innen im Vordergrund. Bei einer Abschlusspräsentation — dem Schaubudenrundgang mit anschließendem Discussion-Dinner — werden diese mit den Entscheider_innen von heute (den sogenannten Strippenzieher_innen) diskutiert und vermitteln nicht nur an richtiger Stelle was sich junge 
Menschen für die Zukunft ihrer (Wahl)Heimat wünschen, sondern setzen Entwicklungsprozesse, Zusammenschlüsse zu Projekten und Engagement für die Region in Gang. So wächst nicht nur die Identifikation mit der Region, indem Bedürfnisse und Wünsche erfasst, kommuniziert und an die Entscheider_innen von heute weitertragen werden. Vielmehr entsteht parallel ein (Spiel)Raum für Projekte und Entscheidungen, in Hinblick auf den Fach- und Führungskräftenachwuchs, die in unserer Region gehalten werden soll.

Das Marketingkonzept setzt auf partizipative und somit identitätsstiftende und Neugierde weckende Maßnahmen. Die Bespielung des realen Raums anhand von Mitmachaktionen — Guerilla-Marketing-Aktionen im Vorfeld des Festivals und ein DIY-Camp zur Szenografie des Festivalgeländes — wurden über soziale Netzwerke wie Facebook angekündigt, in denen das ›Sichbeteiligen‹ selbstverständlich ist. Beide Realitäten bedingten und mobilisierten sich gegenseitig und schufen somit nicht nur Aufmerksamkeit, sondern vermittelten auch ein Gefühl davon, was das Festival der Utopie ist und möchte. Wir bedienten uns der ›share economy‹, dem Gedanken des ›open-source‹ und der etwas bewegenden ›crowd‹ und machten uns diese Grundgedanken nicht nur für das Festival selbst, sondern auch für dessen Bekanntmachung zu Nutze. Beim Thema Zukunft ist Nachhaltigkeit im doppelten Sinne unumgänglich. So spielt dieser Begriff im gesamten Festivalkonzept, sowohl was das Festival selbst betrifft, als auch was das Festivalmarketing angeht, eine große Rolle. In diesem Sinne wurden unter anderem Konzepte entwickelt, die eine unnötige Anzahl von Druckmedien z. B. Flyern entgegenwirkten, eine mehrfache Verwendung von produzierten Dingen vorsahen und bewusst auf sowohl eine regionale als auch nach höchsten Standards umweltfreundliche und klimaneutrale Produktion der Druckerzeugnisse Wert legten.

Cor|po|rate Iden|ti|ty,
die Wortart: Substantiv, feminin

Wie erscheint etwas utopisch und fantastisch? Wie können wir es schaffen Neugierde zu wecken und zum Nachdenken anzuregen? Diese Fragen standen zu Beginn der Entwicklung der Corporate Identity für das Festival der Utopie. Die Herausforderung für diese lag darin, das neue und für Außenstehende vollkommen unbekannte Format in seiner Andersartigkeit zu kommunizieren, bekannt zu machen und junge Menschen für eine Teilnahme am Festival und Engagement für die Region zu begeistern. Da bei jedem Festival ein anderes Thema im Fokus steht, sollte das Erscheinungsbild so flexibel gestaltet sein, dass sich damit verschiedene Themengebiete abbilden lassen. Die Voraussetzung für ein schlüssiges Erscheinungsbild ist eine umfassende Bestandsaufnahme und die daraus resultierende Konzeptarbeit. Sie bildet die Basis und gibt der visuellen Erscheinung einen interessanten und spürbaren Inhalt. Sie verschafft Überblick, aus dessen Essenz nicht nur das Erscheinungsbild schöpft, sondern das gesamte Format und auch der Auftraggeber. Als Ausgangspunkt für die Entwicklung der Corporate Identity wurden aus dem Festivalkonzept und den Vorstellungen des Teams Stichwörter extrahiert, die das Erscheinungsbild prägen sollten. Diese bildeten die Identität des Festivals ab, die im Folgenden visuell und verbal umgesetzt wurde. Da bis zu diesem Zeitpunkt das Format noch nicht feststand, konnte das Erscheinungsbild dieses prägen und andersherum.

Die Elemente Bild, Schrift, Farbe, Stimmung und Sprache fügten sich zu einer Erscheinung zusammen und gaben so dem Geist des Festivals Körper und Seele. Sie wurden zu Spielregeln der Corporate Identity, setzten einen Rahmen für das Spielfeld und ermöglichten Spielraum zum Experimentieren. Diesen Spielraum bildete wiederum das Corporate Design ab und vermittelte somit zugleich den Charakter des Festivals und das, was die Teilnehmenden auf diesem zu erwarten haben.

Festival der Utopie 2013 Spielfeld

Cor|po|rate De|sign, das
Wortart: Substantiv, Neutrum

Entstanden ist eine nachdenkliche, verträumte, sphärische, kreative und spielerisch visuelle Sprache, die sowohl das Thema Utopie, als auch den Charakter eines Festivals und das besondere, neue und andersartige Format verkörpert.  Gespielt wurde mit auf den Kopf gedrehten oder rückwärts geschriebenen Worten sowie Wort- und Bildneuschöpfungen.  Die Bildcollagen beinhalteten dabei immer die gleichen Versatzstücke, die sich zu unterschied­lichen Motiven zusammenfügten und innerhalb der Spielfläche ein futuristisches Etwas bildeten. Die Elemente — eine Wolke, in dessen Dunst eine Person aus einer scheinbar vergangenen Zeit mit einem futuristisch wirkendem Objekt agiert — verbinden sich mit einem Begriff, dessen Bedeutung viel Raum für Assoziationen offen lässt.  Hier paart sich der Moment der Nostalgie mit dem Moment des Visionären. Ein Rahmenelement, das nicht zuletzt auch für das Logo genutzt wurde, gab der Szenerie Halt und definierte den Schauplatz, der sich, getragen von einem farbigen Verlauf, ­irgendwo im Nirgendwo abspielt. Zehn Farbverläufe, die immer in Kombination mit einer festgelegten Objektfarbe auftauchten und für die Atmosphäre des ganzen Gebildes dienten, ließen ein umfangreiches Farbklima entstehen, welches trotz des weitgefächerten Farbspektrums durch die Art der Verläufe direkt mit dem Festival verknüpft war.  Die Verwendung weißer Typografie vor farbigen Hintergrund erzeugte Leichtigkeit, die nicht zuletzt auch durch die Wolke verkörpert wurde und das Ganze wie ein Traumbild wirken ließ.

Cor|po|rate Lan|gu|age,
die Wortart: Substantiv, feminin

Kann man eigentlich auf ­einem Gedankenkraft-Triebwerk fliegen und eine Spinnerei-Kapsel schlucken? Und wie wäre es, wenn wir sträwkcür denken könnten?  Während des gestalterischen Prozesses, wurde parallel eine Corporate Lan­guage entwickelt, die in der Corporate Identity eine zentrale Rolle einnahm und den ­Charakter der Veranstaltung auch verbal ­vermittelte. Mit Wortneuschöpfungen bekamen die Bildkompositionen Titel, die zum Nachdenken anregten, gleichzeitig jedoch nichts verrieten. Sie wurden zur Interaktion mit dem Betrachter genutzt und vermittelten den Teilnehmenden nicht zuletzt den Möglichkeitsraum, den das Projekt bot; ausdrücklich rumspinnen zu dürfen. Es sollten keine Hürden für absurde Gedanken aufgebaut werden, um das Interessante hinter diesen ­Gedanken für die Utopien nutzen zu können. Die visuelle Erscheinung ging also mit Vorbildfunktion voraus, zeigte wie es gehen konnte und bot dennoch den Freiraum seinen eigenen Kopf zu benutzen.

Festival der Utopie 2013 Fyler

Wer|be|mit|tel, die
Wortart: Substantiv, feminin

Auch bei der Entwicklung der Werbemittel wurde mit neuen ungewöhnlichen Strategien gearbeitet. Die Region Braunschweig zeichnet sich durch ein besonders gut funktionierendes Netzwerk aus. Dieser Moment sollte für die Bewerbung des Festivals genutzt werden. So wurde auf das bekannte Prinzip des Kettenbriefes zurückgegriffen und, in Anlehnung an die Mobilitätsthematik (Festivalthema 2013), die ›Flyerkarawane‹ entwickelt. Hierfür entstanden zehn verschiedene Flyermotive, die in einem Paket zusammen mit einem Anschreiben an einen ›Karawanenführer‹ versendet wurden. Dieser konnte sich dann einen Flyer aussuchen und den Rest an potentielle Utopisten_innen, interessierte Freunde_innen oder Arbeitskollegen _innen weitergeben. So reiste die Karawane durch die Region. Der Vorteil lag vor allem darin, dass man nicht nur direkt das richtige Publikum erreichte, sondern auch die Chance erhöhte, dass sich durch persönliche Empfehlung intensiver mit dem Flyerinhalt auseinander gesetzt wurde.

Das Flyerpaket wurde von einem mit dem Logo bedruckten Gummiband zusammengehalten, das später nicht nur als Festivalbändchen fungierte, sondern auch zur Kennzeichnung der Trinkbecher genutzt wurde und zu guter Letzt auch nach dem Festival als Erinnerungsstück Verwendung finden konnte. So lebte der Gedanke des Festivals auch darüber hinaus im Alltag weiter. Neben den Flyern wurden im Stadtraum der Region Aufhänger mit Gedanken verteilt, die den üblichen Flyer ablösten und zusätzlich auf das Festival aufmerksam machten. Für die Plakate war zunächst eine möglichst großformatige Bewerbung vorgesehen, um mehr Aufmerksamkeit zu erzeugen. Da dies in dem kurzen Zeitfenster nicht mehrmöglich war, fiel die Entscheidung darauf, statt der üblichen einzelnen DIN A1 Plakate, eine Serie zu erstellen, die man zu einem großen Plakat zusammenhängen konnte — wenn der Platz es hergab. Jedes Plakat funktionierte aber auch separat und konnte sowohl auf großer, als auch auf kleiner Fläche genutzt werden. Hinzu kamen noch Stofftragetaschen, Utopie-Schatzkästchen, Programmhefte, Stempel, Post-its, Utopistenstammtisch-Flyer, Einladungskarten für Strippenzieher_innen, ein Festivallexikon, Briefpapier, Vernetzungskarten, Namensschilder, Teilnahmebescheinigungen, Banner, Anzeigen, ein Kurzkonzept für die Szenografie, das Festivalmagazin als Veranstaltungsdokumentation und vieles mehr.